Wer hätte gedacht, dass eine Medaille für fleißige Bauern oder Landarbeiter ein Politikum sein könnte? Die "Medaille für Arbeit in der Landwirtschaft" wurde in der DDR verliehen, um jene Bürger zu ehren, die durch ihren unermüdlichen Einsatz im Agrarsektor zur Entwicklung des sozialistischen Staates beitrugen. Diese Auszeichnung existierte von 1953 bis 1989 und war ein Zeichen von Anerkennung und Wertschätzung für Arbeit, die viele für selbstverständlich hielten.
Aber warum gibt es jetzt Aufsehen über diese historische Ehrung? Während einige diese Medaille als nette Erinnerung an Zeiten sehen, in denen Arbeit noch respektiert und belohnt wurde, sehen andere darin Relikte eines untergegangenen Staates, die man besser vergessen würde. In Zeiten, in denen traditionelle Werte oft verspottet werden und manche Menschen den Wert harter Arbeit nicht mehr zu schätzen wissen, trifft die Wiedererwähnung dieses Symbols auf gemischte Reaktionen.
Zuerst sollten wir uns ansehen, wer diese Medaille erhalten hat. Es waren Menschen aus den Reihen der LPGs, Genossenschaften und andere Akteure, die maßgeblich zur Nahrungsversorgung beitrugen. Anders als in unserer jetzigen Welt, in der Ehrungen oft an diejenigen gehen, die am lautesten schreien oder in den richtigen Kreisen verkehren, lag der Fokus auf tatsächlicher Arbeit für das Gemeinwohl.
Der Zeitpunkt der Einführung der Medaille spricht Bände: 1953, ein Jahr, das kurz nach der großen Bodenreform in der DDR lag, welche Bauern zu neuen sozialen und wirtschaftlichen Höhen verhelfen sollte. Diese Medaille diente nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Ermutigung für andere, sich den Herausforderungen der landwirtschaftlichen Arbeit zu stellen. Stellen Sie sich vor, in einer Zeit, in der Maschinen noch nicht allgegenwärtig waren, die Felder zu bestellen – dies erforderte echtes Können und Durchhaltevermögen.
Die Verleihungszeremonien fanden meist auf regionalen Ebene statt und waren große Veranstaltungen, bei denen Politiker Reden hielten und die Medaillen mit feierlicher Ehrfurcht überreichten. Dies zeigt eine andere Art von Gesellschaft, in der man stolz auf seine Arbeit war und von seinen Mitmenschen dafür anerkannt wurde. Die inhalierende Bedeutung eines solchen gesellschaftlichen Rahmens sollte nicht unterschätzt werden – anders als heute, wo die gesellschaftliche Anerkennung oft den nie richtig konkret zu fassenden "Kreativen" und „Netzwerkern“ gilt.
Die Medaille selbst war nicht nur ein Symbol, sondern trug auch echte materielle Vorteile mit sich. Belohnungen wie höhere Löhne, Prämien und die Möglichkeit, schneller befördert zu werden, machten sie für viele Bauern attraktiv. Erstaunlicherweise kann sie sogar im heutigen politischen Diskurs Impulse setzen: Was, wenn wir Rufen nach Leistung heute ebenso allgemein Gehör schenkten?
Interessant ist auch die geografische Expansion der Medaille. Während die DDR den bäuerlichen Arbeitern einen Rahmen bot, der sie förderte und ehrte, sehen wir heute oft das Gegenteil: Landwirte kämpfen ums Überleben, überwältigt von Vorschriften, ohne die Anerkennung, die ehemals selbstverständlich war. Ohne eine Huldigung der Vergangenheit zu befürworten, sollte man jedoch bedenken, dass Anerkennung für Arbeit und deren Bedeutung wohl etwas ist, was viele Menschen „rechts der Mitte“ zu wenig verspüren. In der DDR nicht perfekt, aber zumindest wahrgenommen.
Man könnte argumentieren, dass die Medaille ein simpler Versuch war, die Massen zu beschwichtigen und stille Zustimmung zu erkaufen. Doch was ist falsch daran, Arbeitskraft zu würdigen? In einer Zeit, in der Anerkennung oft weniger konsistent vergeben wird als je zuvor, wäre es nicht verwerflich, einige Elemente der Vergangenheit zu überdenken.
Die Medaille für Arbeit in der Landwirtschaft kann durchaus als Symbol konservativer Werte betrachtet werden: Anerkennung, Fleiß, Verantwortung und Gemeinwohl. Alles Werte, von denen wir mehr in unserer heutigen, teilweise gespaltenen Welt brauchen. Vielleicht ein Grund, genauer hinzuschauen, anstatt alte Ehre gradlinig über Bord zu werfen.